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Juni 09

Abendwanderung Tura76-Wandergruppe

“Berne - Ganspe – Blumenthal – Rönnebeck - Farge“ am Samstag, 04. Juli 2009

 "Als ich mich im Jahre 1950 entschloss, dem Künstlerdorf Worpswede den Rücken zu kehren und im Blumenthaler Ortsteil Rönnebeck für meine Familie und mich auf dem Steilufer der Unterweser ein Haus zu bauen, da fragten die Freunde – soweit sie die Gegend noch nicht kannten – warum ich denn gerade diese Stätte gewählt hätte.
  
                            
                                       
Ich schrieb Ihnen: "Kommt und seht!" -  Und sie kamen.

Und wenn sie dann auf den Strom hinuntersahen, dessen Wassermassen sich im Rhythmus der Tide langsam der Nordsee entgegenwälzten, wenn sie die mächtigen Frachter und Tanker mit den Flaggen aller Länder und die schwebenden Jachten bestaunten, wenn sie schließlich die Augen über den jenseitigen Deich, über die Warflether Schifferkirche hinweg in die windüberwehte Weite des Oldenburger Landes schweifen ließen, dann fragten sie nicht mehr. Dabei ahnten sie noch nicht, was für Licht- und Wolkenwunder der Himmelsraum hier fast jeden Tag bereithielt. Sie wussten auch nicht – und konnten auch nicht wissen – in welchem Maße der Strom und die Schiffe mir das Gefühl gaben, mit den sieben Weltmeeren und ihren Häfen verbunden zu sein.“ (Dr. Manfred Hausmann)  

Dr. Hausmann siedelte 1952 von Worpswede nach Blumenthal um, wo er sich am Rönnebecker Weser-Ufer in unmittelbarer Nachbarschaft von Alma Rogge ein Haus bauen lässt. Hier lebt und arbeitet bis zu seinem Tod im August 1986.

Wo ik her kaam
is dat Land so free un wiet,
waßt dat Gras un blöht de Klee,
rüükt de Luft na Solt un See,
blaenkert Water, ruschelt Reit,
jaagt de Wulken, Wind de weiht
Wo ik her kaam.

Jedeen Dag
tweemal löppt de Floot dor an,
över´t Watt un Butenland,
stiggt an Diek un Böverkant,
spöölt un wöhlt um Pahl un Steg,
sackt denn sinnig wedder weg
jed´een Dag.
(Alma Rogge 1894-1969)
 

24 Wanderfreunde starteten am Samstag 4.Juli 2009 am Fähranleger Berne-Farge bei herrlichem Sommerwetter zur jährlichen Abendwanderung, dieses Jahr beidseits der Weser.

Die fröhlich gestimmte Gruppe wanderte zunächst um einen kleinen -vom Nebenarm der Weser gespeisten- See nordwestlich des Campingplatzes „Juliusplate“ herum; an den kleinen Badebuchten sonnten sich Campingplatzbesucher. Anschließend setzte man den Weg zunächst am Sommerdeich, später auf dem zur Zeit erhöhten Außendeich fort über Warfleth, Ganspe zum Fähranleger Motzen. Die Wanderer konnten zunächst aber nur das verschilfte Ufer des „Warflether Arm“, ein Altarm der Weser, sehen. Bei der im 15. Jahrhundert neuerbauten Warflether „St.Marien.Kirche“ -direkt am Deich- setzte man sich auf die schattigen Bänke zu einer ersten Trinkpause. Hier gelang unserem Wanderfotografen der „Schnappschuss Spurensuche“, hatte der Wanderführer nach Kurzbesuch im Busch zur Freude der Wandergruppe doch ein lustiges "Mitbringsel" am Wanderschuh kleben.

Nach kurzer, kühlender Fährfahrt mit der Schwerlastfähre Motzen war man auf der Bremer Uferseite angelangt, wo an der (ungepflegten!) Parkanlage “Bahrsplate“ eine etwas längere Pause eingelegt wurde, ehe es über „Bürgermeister Dehnkamp Str. und –Weg“ (Willy Dehnkamp, von 1965 bis 1967 Nachfolger des legendären Wilhelm Kaisen Präsident des Bremer Senats) von Blumenthal über Rönnebeck nach Farge zurück ging.

Zuvor führte der Wanderführer die Gruppe zur Gedenkstätte "Rosen für die Opfer“, die 1987 zur Erinnerung an die auf der Bahrs Plate im KZ-Lager BAHRS PLATE inhaftierten und in der nahe gelegenen DESCHIMAG (Deutsche Schiffs- und Maschinenbau AG) sowie in der zugehörigen Werft in Bremen-Gröpelingen zum Arbeitseinsatz gezwungenen Kriegsgefangene und Häftlinge errichtet wurde. 1991 wurde die Gedenkstätte um zwei Skulpturen („Häftling“ und „Bewacher“) des Bildhauers Paul Bichler ergänzt.

Kurz vor dem Erreichen des Hotel-Restaurant „Fährhaus-Farge (Meyer)“ erinnerten kulturbeflissene Wanderfreunde daran, dass auf dem Rönnebecker Steilufer Alma Rogge und Gerd Hausmann lange Jahre wohnten. Gedenksteine am Ufer erinnerten an diese beiden bekannten Blumenthaler Ortsgrössen. Der breite Weserstrom, über den Hausmann seine Freunde im oben zitierten Brief berichtete, beförderte an diesem Sommertag –vielleicht auch wegen der Wirtschaftskrise- zwar kein einziges Frachtschiff, die Begründung seines Umzuges von Worpswede nach Rönnebeck hingegen konnten die Wanderer gut nachvollziehen.

Auf der Terrasse des „Fährhaus Farge“ gönnten sich die zufriedenen Wanderer, nach zurückgelegten 12 km, noch ein kühles Blondes oder ein große Portion Eis, ehe es via Fähre per Auto in 30 Minuten durch die Abenddämmerung nach Oldenburg zurück ging. Alle waren sich einig – das war eine schöne, interessante Wandertour in einer für die meisten unbekannten abwechslungsreichen Landschaft. Die Oktoberwanderung 2009 zwischen Weser und Schwanewede wird diese Eindrücke vertiefen.  

Bericht:  Peter Lederle

Bild: Manfred Mertineit