Frühwanderung
Ammerland
von Tura76 am 6. Mai 2006
Der
Mai ist gekommen, die Bäume schlagen –endlich- aus!
Das
schöne Maienlied sangen
die 24 Wanderfreunde, die zur diesjährigen „Frühwanderung“ mit abschließendem
Spargelessen ins Ammerland aufgebrochen waren, auf dem Burgplatz Mansingen (nähe
Mansie) bei der großen Frühstückspause.
Es
war ein wunderbarer Frühlingstag, auf den sich alle die ganze Woche über so
richtig freuten, nicht zuletzt weil bei den Wanderen damit auch die diesjährige
Spargelsaison beginnen sollte.
Die
11 Km-Wanderung führte in das alte Grenzgebiet zwischen den Ostfriesischen Häuptlingen
und Ammerländer Grafen, seit zweihundert Jahren eine herrliche
Rhododendren-Landschaft.
Ausgangspunkt
war die Schule Torsholt, wo sich alle mit Pkw einfanden; um 08.30 Uhr ging es
frohen Herzens durch das grüne „Südholz“, dessen noch lichtdurchfluteter
Waldboden einen Blick auf das Frühlingserwachen frei gab. Ein bunter Blütenteppich
mit Weißem Wald-Sauerklee, Buschwindröschen, Großen Sternmieren und gelbem
Scharbockskraut bot sich den „Frühwanderern“.
Siegfried
Lenz schrieb 1979 dazu:
„Die
Blumen des Waldbodens. Sie überwältigen nicht durch das Pathos der Blüte,
verleiten weniger zu bewunderndem Ausruf; die Blumen des Waldbodens rühren uns.
Sie nehmen uns für sich ein durch schmucke Armseligkeit. Es ist ihnen
anzusehen, dass sie einen Heimweg in verschwitzter Hand nicht überstehen. Sie
genügen sich einfach, wollen ihresgleichen nicht überbieten. Die Unauffälligkeit
ist ein teil ihrer Schönheit.“
Auf
dem nach Norden in Richtung Westerstede führenden Weg erreichte die
Wandergruppe das erste Ziel, das „Friesendenkmal Fikensolter Feld“, ein im
Jahre 1912 aus mächtigen Findlingen errichteter Gedenkstein, der an die
folgenschweren Fehden der oldenburger Grafen mit den ostfrisischen Häuptlingen
erinnern soll; nachdem im Jahr 1457 Ostfriesen wieder einmal Dörfer um
Westerstede plünderten, lauerten ihnen Ammerländer Bauern auf und schlugen die
Ostfriesen vernichtend. Das Denkmal liegt am „Alten Heer- und Handelsweg
Ostfriesland-Oldenburg“, der heute Teil des neu angelegten Wanderweges
„Naturpadd Fikensolter Feld“ ist, der durch das Gelände der Baumschule J.Böhlje
zum „Garten der Jahreszeiten“ führt. Garten und Wanderweg sind Teil des
neuen Natur-
und Erlebnisraum „Südliches Westerstede“ (Pdf-Datei), zu dessen
weiteren Hauptattraktionen der 7,5 Km lange „Ritterweg“ gehört. Auf diesem
ging es weiter vorbei am „Schloß Fikensolt“ zum westlich gelegenen
„Thalenbusch“ und dann zum Rastplatz, dem wieder hergerichteten „Burgwall
Mansingen“. Das Schloß ist in Privatbesitz und für Besuchern nicht zugänglich;
die „Braut von Fikensolt“ –das wieder restaurierte Gemälde aus der
zweiten Hälfte des 17.Jhdt- befindet sich z.Zt. in der Burg Arkenstede des
Museumsdorfes Cloppenburg, wo es Teil der Ausstellung „Adel auf dem Lande“
ist. Der Wanderführer musste natürlich die –nicht belegten- Geschichte und
Geschichten der adeligen Frau erzählen, von der im Ammerland jedes Kind weiß
und das Theaterstück „De Bruut van Fikensolt“ 1992 und 1995 auf dem Alten
Markt am Fuße der altehrwürdigen St-Petri-Kirche in Westerstede aufgeführt
wurden.
Das
heutige Barockschlößchen Fikensolt wurde auf den Resten eines
mittelalterlichen Rittersitzes in der zweiten Hälfte des 18. Jhdt errichtet und
präsentiert sich heute noch, nach dem es 1985-88 restauriert wurde, im ursprünglichen
Zusammenhang Graft, Gartenanlage und vierreihige Allee.
Nach
ausgiebiger Frühstückpause am Burgplatz Mansingen wurde der Rückweg auf dem
historischen „Torsholter Kirchweg“ nach Torsholt angetreten. Dabei kamen die
Wanderer an dem idyllisch gelegenen kleinen Waldsee „Möhlenbült“ vorbei,
wo eine größere Radlergruppe mit ihren Kindern Frühstücksrast machte.
Die
„Frühwanderer“ kamen auch früher, als sonst eigentlich üblich, am Ziel,
die Schule in Torsholt, an. Dort wurde bei einigen auf Sommer umgekleidet, beim
Dorfbäcker frisch gebackenes Schwarzbrot eingekauft, bevor das Mittagslokal,
das „Torsholter Rauchhauscafé“, aufgesucht wurde. Der Wanderführer hatte
die Wandergruppe lange über das Lokal zappeln lassen. Keiner kannte das kleine,
gemütliche Café, das von Frau Oltmanns bewirtschaftet wird (Telefon
04488-78833), die sich in Wort und Tat mächtig ins Zeug legte und den Wanderern
ein vorzügliches und reichhaltiges Spargelgericht zubereitete und sie am
Schluß noch mit einer plattdeutschen Geschichte von „Opa sin Fondue“
bestens unterhielt.
Alle
waren sich einig, ein wunderbarer warmer und sonniger Frühlingstag in einer
zauberhaften Landschaft mit fröhlichen Wanderfreunden und einem exzellenten
Spargelessen im Ammerland. Wiederholung ist angesagt! – wer den Wanderführer
kennt weiß, dass dies noch lange dauern wird.
Bericht: Peter Lederle
Bild:
Manfred Mertineit |